Historische Karte des Monats: Juli 01.07.2025 - Die ausgewählte Karte aus dem Archiv entführt ins Jahr 1751 und bietet einen Einblick in die kirchlich-territoriale Struktur der Breslauer Diözese zur Zeit des Spätbarocks bzw. Rokokos.

Im Juli stellt das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen mit der Carte du Diocese de Breslau (Karte der Breslauer Diözese) aus dem Jahr 1751 eine der ältesten Karten des kartographischen Archivs vor. Das aufwendig gestaltete Werk wurde von Johann Wolfgang Wieland im Auftrag des Fürstbischofs Philipp Gotthard von Schaffgotsch in Kupfer gestochen und in Wien gedruckt. Die Karte zeigt die geistliche Verwaltungsstruktur der katholischen Kirche in Schlesien zur Mitte des 18. Jahrhunderts – und gibt damit Einblick in die politische, religiöse und kartographische Kultur dieser Epoche.

Besonderheiten der Karte

Die kolorierte Kupferstichkarte stellt die kirchliche Organisation der Diözese Breslau dar – eines der größten und bedeutendsten Bistümer Mitteleuropas zur damaligen Zeit. Die Hauptmerkmale umfassen:

  • Die Einteilung in vier Archidiakonate mit zahlreichen Archipresbyterien (Landkapiteln), die die regionale Verwaltung der Pfarreien zeigen.
  • Die lagerichtige Darstellung von Städten, Dörfern und Klöstern– darunter Breslau [Wrocław].
  • Eine reich verzierte Kartusche mit einer Widmung in lateinischer Sprache für den Bischof.
  • Signaturen und Abkürzungen in der Legende werden in lateinischer Sprache erklärt.
  • Alphabetische Auflistung der Pfarren.
  • Ein numerische Maßstabsangabe fehlt, allerdings sind drei graphische Maßstabsleisten unterschiedlicher Längenmaße (schlesisch, germanisch, gallisch) angegeben.
  • Es sind keine Verkehrswege eingezeichnet, stattdessen ein sehr detailliertes Gewässernetz.
  • Der kartographische Stil folgt der Ästhetik des Spätbarocks bzw. Rokokos und vereint präzise Geometrie mit künstlerischer Gestaltung.

Die Karte diente nicht nur administrativen Zwecken, sondern unterstrich auch die Bedeutung kirchlicher Strukturen in einer Zeit, in der die katholische Kirche eine zentrale gesellschaftliche und politische Rolle spielte.

Historischer Kontext

Die Karte entstand in einer Phase des Umbruchs. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742) war Schlesien 1742 an Preußen gefallen. Die katholische Kirche musste ihre Verwaltungsstruktur an die neuen politischen Realitäten anpassen – und tat dies mit Hilfe moderner kartographischer Mittel.

Der Auftraggeber der Karte, Philipp Gotthard von Schaffgotsch, war ein aufgeklärter Kirchenfürst, der neben seelsorgerischen auch strategische sowie politische Interessen verfolgte. Karten wie diese waren Grundlage für Visitationen, Steuererhebungen und das kirchliche Rechtssystem – sie veranschaulichten Einflussräume, Besitzverhältnisse und religiöse Infrastruktur.

Die „Karte der Breslauer Diözese“ spiegelt ein kartographisches Weltbild wider, das sich nicht auf rein geografische Fakten beschränkt. Sie zeigt, wie stark der Raum damals von der Religion geprägt war – ein kirchliches Gebiet, das eng mit den politischen Veränderungen seiner Zeit verbunden war. Damit ist sie zugleich ein Dokument der Vermessungskunst und ein Zeugnis des kirchlichen Selbstverständnisses im späten Heiligen Römischen Reich.

Titel: Carte du Diocese de Breslau
Herausgeber: im Auftrag von Philipp Gotthard von Schaffgotsch
Autor: Johann Wolfgang Wieland
Maßstab: 1:730 000
Veröffentlichung: 1751
Format: 858 x 526 mm

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