Historische Karte des Monats: Dezember 01.01.2025 - Die ausgewählte Karte aus dem Archiv entführt in die Zeit um 1935 und bietet einen Einblick in das Gebiet rund um Bad Mitterndorf, den Grimming, die Tauplitzalm und die umgebenden Täler.
Im Dezember stellt das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen die Karte „Karte des Mitterndorfer Ski-Gebietes“ im Maßstab 1:50 000 aus dem Zeit um 1935 vor. Die Karte zeigt das Gebiet rund um Bad Mitterndorf, den Grimming, die Tauplitzalm und die umgebenden Täler – eine Region, die bereits damals ein Zentrum des alpinen Skilaufs war.
Besonderheiten der Karte
- Die Geländedarstellung wird durch die Lehmann´schen Böschungsschraffen wiedergegeben, bei der eng beieinanderliegende kurze Fallstriche in Richtung des größten Gefälles gezeichnet sind. Je breiter die Striche sind, desto steiler ist das Gelände. Der Nachteil dieser Visualisierungsmethode liegt darin, dass der Großteil des geographischen Namenguts, insbesondere in den Gebirgsregionen, nur schwer lesbar ist. Höhenschichtlinien haben eine Äquidistanz von 100 Meter.
- Die Almen werden mittels einer eigenen Signatur wiedergegeben.
- Die drucktechnische Ausführung erfolgt als Schwarzdruck mit grünem Waldaufdruck. Gewässer, vor allem kleinere Seen sind dadurch nur schwer ersichtlich. Bei im Winter zugefrorenen Seen wäre dieses Wissen von Vorteil.
- Lediglich fünf thematische Informationen für den Skifahrer sind in der Zeichenerklärung zu finden. Alle sind in roter Farbe dargestellt und heben sich dadurch deutlich vom topographischen Karteninhalt ab.
- Die als „Winter-Markierungen“ bezeichneten Skirouten sind als durchgezogene Linie erkennbar. Sie führen ausgehend von Mitterndorf (heute: Bad Mitterndorf) in drei Varianten auf die nördlich gelegene Tauplitzalm als auch auf den südlich befindlichen Hirzberg, der ebenso von Gröbming aus erreichbar ist. Pistenpräparierungen im heutigen Sinn gibt es erst seit den 1960er Jahren.
- Rot strichliert sind „Nur für den Aufstieg empfehlenswerte markierte Skirouten“. Hier handelt es sich meist entweder um Straßen oder aber um Geländeflächen, die aufgrund der Hangneigung nicht als Abfahrten empfehlenswert sind.
- Auf die Gefahr von Lawinen wird mittels eigener Signatur in Keilschraffenform hingewiesen. Der Bergname „Lawinenstein“, östlich der Tauplitzalm gelegen, verweist auf häufige Lawinenabgänge in diesem Gebiet.
Historischer Kontext
Die Karte entstand in einer Zeit, in der der Wintersport in Österreich gerade dabei war zum Volkssport zu werden.
Im Wintersport der 1930er Jahre war der Skilauf noch stark tourenorientiert: Man stieg zu Fuß auf, bevor man abfuhr. Liftanlagen gab es im Gebiet praktisch noch keine – das heutige Verständnis eines Skigebiets hatte sich erst in Ansätzen entwickelt. Die Region rund um Mitterndorf und die Tauplitzalm galt bereits damals als besonders schneesicher und per Bahn gut erreichbar.
Das Erscheinungsjahr der Karte fällt mit der Eröffnung des ersten Skiliftes auf den Schneiderkogel zusammen. Dieser ist jedoch nicht in der Karte eingezeichnet.
Über den Autor
Die „Karte des Mitterndorfer Ski-Gebietes“ entstand als Gemeinschaftsarbeit mehrerer Akteure, die damals maßgeblich an der Entwicklung des regionalen Wintersports beteiligt waren.
Die inhaltliche Verantwortung lag bei der Ski-Vereinigung der Sektion „AUSTRIA“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in Wien. Diese Vereinigung setzte sich aus erfahrenen Skiläuferinnen und Skiläufern, Tourenführerinnen und Tourenführern sowie alpinen Fachleuten zusammen, die ihre genaue Kenntnis des Geländes in die Auswahl und Routenführung der Skiwege einbrachten.
Als Mitverleger der Karte tritt die „Firma J. Artweger in Mitterndorf“ auf. Hinter diesem Namen stand eine alteingesessene Kaufmannsfamilie, die zugleich als Verlag für Ansichtskarten und Fotografien tätig war. Historische Postkarten und Fotochromdrucke aus dem steirischen Salzkammergut tragen ebenfalls den Vermerk „Verlag: Artweger, Mitterndorf“. Damit wird deutlich: Die Familie Artweger spielte eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung des Ortes – und war prädestiniert dafür, gemeinsam mit der Ski-Vereinigung die Skikarte zu veröffentlichen.
Die kartographische Grundlage stammt vom Kartographischen, früher Militärgeographischen Institut in Wien, einem direkten Vorgänger des heutigen BEV: die Spezialkarte 1:75 000 vergrößert auf den Maßstab 1: 50 000. Sie basiert auf den Grundlagen der Dritten Landesaufnahme, die ursprünglich vom damaligen k.u.k. Militär-Geographischen Institut herausgegeben wurde.
Titel: Karte des Mitterndorfer Ski-Gebietes
Herausgeber: Kartographisches, früher Militärgeographisches Institut
Autor: Ski-Vereinigung der Sektion „AUSTRIA“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines in Wien und der Firma J. Artweger in Mitterndorf
Maßstab: 1:50 000
Veröffentlichung: um 1935
Format: 616 x 553 mm
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