Historische Karte des Monats: Oktober 01.10.2025 - Die ausgewählte Karte aus dem Archiv entführt ins Jahr 1907 und bietet einen Einblick in die sprachliche Vielfalt des Herzogtums Bukowina, ein ehemaliges Kronland der Habsburgermonarchie.
Im Oktober stellt das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen die Karte Nationalitätenkarte der österreichischen Kronländer – Blatt Bukowina aus dem Jahr 1907 vor. Die detaillierte, bunte Karte zeigt die sprachliche Vielfalt dieser östlichsten Region der Monarchie.
Besonderheiten der Karte
Die Grundlage bildet die Volkszählung vom 31. Dezember 1900, deren Ergebnisse hier kartographisch umgesetzt wurden. So entsteht ein detailreiches Bild der Bevölkerungsstruktur im frühen 20. Jahrhundert:
- Vollflächige Farben markieren die dominierenden Sprachgruppen: Ruthenisch (heute: Ukrainische und Belarussisch), Rumänisch und Deutsch (in der Hauptstadt Czernowitz)
- Linienmuster geben Auskunft über den Anteil von Sprachminderheiten der oben genannten sowie von Polnisch und Magyarisch (heute: Ungarisch): von wenigen Prozent bis zu einem Viertel der Bevölkerung
- Grenzen und Symbole machen die Verwaltungsgliederung sichtbar: Landesgrenzen, politische Bezirke, Gerichtsbezirke, eine Stadt mit eigenem Statut (Czernowitz) sowie Amtssitze von Behörden und Gerichten
- Ortsnamen wie Czernowitz (heute: Ukraine), Radautz (heute: Rădăuți, Rumänien), Suczawa (heute: Suceava, Rumänien) oder Kimpolung (heute: Câmpulung Moldovenesc, Rumänien) verorten die Region in ihrem geografischen Zusammenhang
Historischer Kontext
Die Bukowina war von 1775 bis 1918 Teil der Habsburgermonarchie als eines der östlichen Kronländer. Durch ihre Lage am Rand des Reiches, entwickelte sie sich zu einem Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen und Sprachen. Ruthenisch- und rumänischsprachige Bevölkerungsgruppen dominierten das Land, daneben lebten Deutsche, Polen und auch Juden, Armenier oder Huzulen, die allerdings in dieser Karte nicht separat erfasst werden, aber historisch in diesen Gebieten angesiedelt waren. Diese Feinzeichnung zeigt, wie stark gemischt die Bevölkerung der Bukowina zur Jahrhundertwende war.
Die Karte macht sichtbar, was die Region prägte: Vielfalt. Sie zeigt zugleich, wie stark Sprache und ethnische Zugehörigkeit um 1900 im politischen und wissenschaftlichen Interesse standen – und wie die Verwaltung versuchte, diese Komplexität in Kartenform zu fassen. In Zeiten der Monarchie gab es in Österreich ein starkes ethnographisches Interesse an Nationalitätenverteilungen – oft als Basis für politische Debatten oder kulturelle Zielsetzungen.
Titel: Nationalitätenkarte der österreichischen Kronländer – Blatt Bukowina
Herausgeber: k.u.k. Militärgeographisches Institut
Autor: unbekannt
Maßstab: 1:864 000
Veröffentlichung: 1907
Format: 364 x 329 mm
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