Historische Karte des Monats: September 01.09.2025 - Die ausgewählte Karte aus dem Archiv entführt ins Jahr 1899 und bietet einen Einblick in die militärische Infrastruktur eines Übungsgeländes während der Monarchie.

Im September stellt das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen die Karte K. und k. Militär-Schiesstätte in Wien aus dem Jahr 1899 vor. Die detaillierte Karte zeigt die Umgebung des ehemaligen k.u.k. Garnisonsschießplatzes Kagran.

Besonderheiten der Karte

  • Übersicht über das Gelände einer militärischen Schießstätte: Das Areal ist in verschiedene Zonen gegliedert – Schießbahnen, Lagerareale sowie Wege und Trampelpfade, die deutlich das Bewegungsmuster innerhalb des Areals verdeutlichen.

  • Topografische Darstellung: Die Karte nutzt Farbabstufung – Grünflächen deuten auf bewaldete oder vegetationsreiche Bereiche hin, helle Töne markieren offene Felder, Wege sind fein verzeichnet.

  • Infrastruktur-Elemente: Namen wie „Kaiser Wasser“, Brücken (z.B. „Kronprinz Rudolfs Brücke“ – die heutige Reichsbrücke) und Gebäude („Garnisons-Schießstätte“) sind beschriftet.

  • Präzise Kartierung: Das Format und der Maßstab indizieren, dass es sich um eine sehr detailreiche Vermessung handelt – ideal für militärische Zwecke.

Historischer Kontext

Der Militärschießplatz Kagran wurde 1871 für das k.u.k. Militär errichtet und diente bis in die Zwischenkriegszeit auch zivilen Schützenvereinen sowie Jugendorganisationen als Übungsstätte. Während der NS-Zeit fanden dort zahlreiche Hinrichtungen statt, insbesondere von Wehrmachtsangehörigen und Feuerwehrleuten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände teilweise zum heutigen Donaupark umgestaltet, und 1984 ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus errichtet.

Diese Karte entstand im k. u. k. Militärgeographischen Institut in Wien, welches maßgeblich für militärische Kartographie verantwortlich war. Sie veranschaulicht die militärischen Planungs- und Übungsbedürfnisse der Zeit und spiegelt die hohe Präzision der damaligen Aufnahmearbeit wider.

Die Anlage befand sich im heutigen 22. Wiener Gemeindebezirk in Kagran am Ufer der Alten Donau nahe dem Seitenarm Kaiserwasser – beide Gewässer sind auf der Karte erkennbar. Das Kaiserwasser ist ein Altarm der Donau; seine Nähe erklärt die vielen wasserführenden und feuchten Flächen in der Karte.
 
Die Karte zeigt das Garnisons-Übungsgelände in seiner Funktionslogik: lange Schießbahnen, Sicherheitsflächen, Zugangswege, ein Material-Depot sowie die unmittelbare Gewässerumgebung (Alte Donau/Kaiserwasser). Sie dokumentiert damit nicht nur militärische Infrastruktur der späten Monarchie, sondern – aus heutiger Sicht – auch die Vorgeschichte eines erinnerungskulturell wichtigen Ortes.

Titel: K. und k. Militär-Schiesstätte in Wien
Herausgeber: k. u. k. Militärgeographisches Institut
Autor: unbekannt
Maßstab: 1:7500
Veröffentlichung: 1899
Format: 538 x 403 mm

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