Die Gruppe Vermessungswesen
Die Gruppe Vermessungswesen stellt Informationen, sogenannte Geoinformationen, über das gesamte österreichische Staatsgebiet bereit. Diese Geoinformationen beschreiben die Topographie Österreichs von seiner Gesamtheit bis hin zu regionalen Einheiten.
Das Wesen von Geoinformationen liegt darin, dass diese Informationen direkt oder indirekt mit einer auf die Erde bezogenen Position, welche in einem Koordinatensystem oder Bezugssystem vorliegen, verbunden sind. Ein modernes Bezugssystem wird durch ein Netzwerk von Festpunkten mit ihren Koordinaten und deren Veränderungen realisiert und ist das Fundament für hochpräzise Navigations- und Positionierungsaufgaben.
In der Grundlagenvermessung des BEV werden die Referenzsysteme für Lage, Höhe und Schwere für Österreich realisiert. Die Koordinaten von Festpunkten werden im Wesentlichen durch Global Navigation Satellite System (GNSS)-Messungen ermittelt. Für eine hochpräzise Lage- bzw. Koordinatenbestimmung für Vermessungen hat das BEV den Satellitenpositionierungsdienst APOS (Austrian Positioning Service) eingerichtet. Für diesen Positionierungsdienst betreibt das BEV 37 Referenzstationen in ganz Österreich und nutzt zusätzlich Stationen der Nachbarländer. APOS bildet die Grundlage für Vermessungsarbeiten zu großräumigen Projekten wie auch zur Vermessung von Grundstücken. Als Ausgangspunkte für Vermessungen mit nicht satellitengestützten Vermessungsgeräten stehen ca. 210.000 mit Steinen oder anderen Marken stabilisierte Festpunkte zur Verfügung, deren Koordinaten mit Satellitenmethoden durch das BEV bestimmt wurden.
In vielen Fällen der Datenbeschaffung, vor allem wenn es nicht möglich oder beispielsweise unwirtschaftlich ist, Geoinformationen vor Ort zu erheben, kommen Methoden der Fernerkundung zur Anwendung. Dabei wird die Erdoberfläche mit Sensoren wie Kameras oder Scannern zumeist aus Luftfahrzeugen oder Satelliten erfasst. Das BEV nutzt dabei vor allem Luftbildkameras und Laserscanner, die in Flugzeugen betrieben werden. Die Beschaffung der Fernerkundungsdaten erfolgt in Österreich in Kooperation des BEV mit dem Landwirtschaftsministerium und den Bundesländern. In einem 3-jährigen Befliegungszyklus wird damit die gesamte Fläche Österreichs mit Fernerkundungsdaten erfasst. Zusätzlich wird aus diesen Daten ein durch Bildkorrelation abgeleitetes Oberflächenmodell von Österreich errechnet.
Die hochauflösenden Fernerkundungsdaten wie digitale Luftbilder und die daraus berechneten verzerrungsfreien und maßstabsgetreuen Orthophotos werden zum Beispiel für die Kontrolle der Agrarflächenförderung sowie für die Aktualisierung der digitalen Katastralmappe und des Digitalen Landschaftsmodells verwendet. Im Digitalen Landschaftsmodell werden die Fernerkundungsdaten in Rasterform zusammen mit Daten aus weiteren Datenquellen, wie Informationen von Ländern und Gemeinden, klassifiziert, modelliert und als Vektordaten gespeichert. In einzelnen Fällen, wenn mit den genannten Quellen keine ausreichenden Informationen vorliegen, werden auch Begehungen vor Ort durchgeführt. Neben der geometrischen Modellierung der Daten enthält das Digitale Landschaftsmodel auch eine thematische Modellierung, in der gleichartige Objekte zu Objektarten zusammengefasst und in der höchsten Gliederungsebene in Objektbereiche, wie zum Beispiel Verkehr, Gebäude, Gewässer oder Gebietsnutzung, zusammengefasst werden.
In der Kartographie erfolgt die Visualisierung der modellierten Daten nach Regeln, die abhängig vom Darstellungsmaßstab sind. Damit das Kartenbild in der digitalen Version wie auch in der gedruckten Papierform sowohl übersichtlich als auch ausreichend korrekt gestaltet werden kann, kommen die Methoden der Generalisierung zum Einsatz. Dabei wurde in den letzten Jahren von den kartographischen Rastermodellen auf Vektormodelle umgestellt. Die staatlichen Landkarten Österreichs werden als zivil-militärische Ausgabe produziert und somit sowohl für zivile als auch militärische Anwendungen genutzt. Die digitalen kartographischen Modelle und die gedruckten Landkarten liegen aufbereitet für die Maßstäbe 1:50.000, 1:250.000 und 1:500.000 vor.
Neben der Herstellung von Geodaten besteht ein weiterer Schwerpunkt der Gruppe darin, Geoinformationen für ein breites Kundenspektrum verfügbar zu machen. Dabei spielen Auffindbarkeit, niederschwelliger Zugang, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit eine wesentliche Rolle. Dazu ist es erforderlich, maschinenlesbare Metadaten und standardkonforme Formate und Geodatendienste zur Verfügung zu stellen. Unter data.bev.gv.at hält das BEV über 700 Produkte, die das gesamte Bundesgebiet abdecken, in unterschiedlichen Ausprägungen zum kostenlosen Download oder zur Verwendung als Webservice bereit. In den BEV Shops unter apps.bev.gv.at und über ein Produktwebservice kann man konfigurierbare Geodatenprodukte zum selbst definierten Interessensgebiet beziehen.
Die staatlichen Karten Österreichs können online unter maps.bev.gv.at abgerufen werden und sind auch in der App Austrian Map mobile verfügbar.